Reisebericht Teil 4
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Der Joshua Tree National Park sollte der erste Nationalpark (aber bei weitem nicht der letzte) auf unsere Reise werden.
Ich war so aufgeregt!
Wir hatten uns im Vorfeld noch für keinen bestimmten Campingplatz entschieden, sondern wollten uns weitere Informationen darüber im Visitor Center besorgen. Die freundlichen Mitarbeiter dort empfahlen uns den Jumbo Rocks Campground – sie sagten, dort sei momentan nicht viel los und es sei sehr schön da – und sie sollten Recht damit behalten.
Auf dem Weg zum Campground kommt man schon an ein paar Highlights des Park vorbei, wie beispielsweise Skull Rock – der, wie der Name bereits verrät, ein riesiger Stein in Form eines Totenkopfes ist.
Er ist eine gute Möglichkeit, um einen kleinen Stopp einzulegen und ein wenig zwischen den Felsen herumzuwandern.
Jumbo Rocks Campground
Wir erreichten den Campground schon früh am Tage. So hatten wir ausreichend Zeit, unser Zelt aufzubauen, uns etwas einzurichten, eine Kleinigkeit zu essen, um dann noch zu einer kleinen, ersten Wanderung durch die Wüste aufzubrechen.
In Sichtweite war ein kleiner Hügel zu erkennen, den wir erklimmen wollten. Schon nach wenigen Metern Wanderung durch das steinige, sandige Gelände wurde mir klar, wie unglaublich schnell man die Orientierung verlieren kann. Ich war sehr froh, dass mein Freund bei mir war. Und noch eins wurde uns bewusst: durch die Wüste wandern ist wirklich sehr anstrengend. Die Hitze, der Sand, das extrem unebene Gelände – es macht einen fertig!
Doch einmal auf der Spitze des kleinen „Berges“ angekommen, wurden wir für unsere Mühen mit einem wundervollen Ausblick entlohnt. Wir legten eine kleine Rast ein und ließen alles ganz in Ruhe auf uns wirken. Es war wunderschön.
Die Schatten wurden langsam länger, also beschlossen wir wieder zum Campground zurückzukehren.
Die Nacht kam dann auch sehr schnell – unsere erste Nacht in einem Zelt in der Wüste! Ich war sehr nervös, wie das wohl werden würde. Viele wilde Tiere hatten wir noch nicht gesehen, doch ein wenig Angst hatte ich trotzdem. Ich rechnete mit allem, Skorpionen, Schlangen oder Kojoten. Doch bisher hatten sich nur jede Menge Hasen und Streifenhörnchen blicken lassen – und Ameisen.
Später in der Nacht wollte ich noch etwas aus dem Auto holen. Als ich an der Heckklappe stand, bemerkte ich aus dem Augenwinkel einen dunklen Fleck neben meinem Fuß. Als ich mit der Taschenlampe leuchtete, blieb mir fast das Herz stehen: direkt neben mir hockte eine riesige Vogelspinne (ich habe schon Angst vor den Spinnen zuhause). Ich machte einen Sprung zurück und beobachtete weiter das Geschehen, aus sicherer Entfernung. Die Spinne rührte sich zwar, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Ich wurde etwas mutiger und wagte mich wieder näher heran. Da bemerkte ich, dass sie über und über von roten Ameisen übersät war: ein wahres Naturspektakel. Nun hatte ich vor der Spinne auch keine Angst mehr, sie tat mir eher leid.
Die Nacht verlief sonst eher ruhig. Es war warm, und durch unser Zeltdach konnte ich den Sternenhimmel beobachten. Manchmal setzte ich mich auf und sah Schatten um unser Zelt huschen. Aber nichts wirkte tatsächlich bedrohlich.
Am nächsten Morgen begab ich mich direkt zum Auto um zu sehen, ob die Spinne noch da war, und ja, sie war es. Die Ameisen waren weg und die Spinne war tot. Die Ameisen hatten also gewonnen. Mein erster Eindruck von der Wüste hat mich nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil! Es war viel schöner, abwechslungsreicher und spannender als ich es mir je vorher hätte ausmalen können. Ich freute mich auf unsere weiteren Erlebnisse in der amerikanischen Wildnis.
Leider mussten wir diesen wunderbaren Ort schon wieder verlassen. Doch neue weitere Abenteuer warteten auf uns – doch davon erzähle ich in meinem nächsten Bericht.